Von der antiken Wäscherei zur modernen Textilreinigung.
Reinlichkeit und Hygiene sind keine Erfindungen unserer Zeit, schon im alten Rom hielt man viel davon. Saubere Kleidung war allerdings auch Statussymbol, nur die Wohlhabenden konnten ihre Kleidung in einer so genannten Fullonica waschen lassen. Fullonicae waren Handwerksbetriebe, die auch als Walkereien und Färbereien tätig waren.
Aus der Zeit nach dem Niedergang des römischen Reiches, und auch aus mittelalterlichen Schriften, sind fast keine Informationen über die Kleiderpflege zu erhalten. Die Beliebtheit der Badehäuser in dieser Zeit spricht aber für ein gewisses Hygienebewusstsein der Menschen.
Als jedoch nach den Pestjahren die Badehäuser wegen Ansteckungsgefahr geschlossen wurden, sank dieses Bewusstsein. Alte Reisebeschreibungen berichten von den schlimmen Zuständen in Stadt und Land.
Erst aus dem 14. Jahrhundert finden sich dann auch wieder Hinweise auf die Kleiderpflege. Aus dem 15. Jahrhundert ist ein „Graduale und Antiphonarium“ mit Anweisungen zur Entfernung von Farb-, Pech- und Fettflecken erhalten.
Auch in den folgenden Jahrhunderten beziehen sich die Überlieferungen hauptsächlich auf die Fleckentfernung aus Seiden- und Wollbekleidung. Diese Textilien vertrugen die rigorosen Waschmethoden für Leinen nicht. Sie konnten praktisch nur richtig gesäubert werden, indem ein spezieller Kleiderreiniger die Kleidungsstücke zertrennte, die Teile wusch, auffärbte und trocknete, um sie danach zu bügeln und wieder zusammenzunähen – eine höchst umständliche Prozedur.
So blieb die Kleiderpflege noch lange die Aufgabe der Hausfrauen und es gab viele Rezepte zur Herstellung der so genannten Fleckenkugeln.
Um das Jahr 1690 tauchte die erste Empfehlung von Terpentinöl als Mittel zur Entfernung von Fettflecken aus Seide auf – der erste echte Flecklöser.
Dieses Terpentinöl ist auch der Anfang aller Chemischreinigung:
Ein gewisser Jolly Belin, Färbermeister in Paris, soll Anfang des 19. Jahrhunderts zufällig dieses Verfahren entdeckt haben. Sein Lehrling warf eine Terpentinöllampe um, deren Inhalt sich auf einen Uniformrock ergoss. Als der Meister den Rock zu retten versuchte, indem er ihn abtupfte und trocknete, stellte er fest, dass die mit Terpentin übergossenen Stellen sauberer waren als andere. Kurzerhand steckte er den ganzen Rock in Terpentin. Ein verblüftender Erfolg: Die Uniform war sauber und vor allem war der Stoff glatt, ohne dass die Uniform zertrennt worden war.
Ob sich diese Geschichte genau so ereignet hat, ist nicht bekannt; es steht aber fest, dass Jolly Belin bereits 1825 eine gut gehende Textilreinigung betrieb.
Nun hatte das Terpentinöl schwerwiegende Nachteile, ebenso das in der Folgezeit verwendete giftige Benzol. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dann Benzin als Lösungsmittel benutzt, das allerdings sehr explosiv war.
Der entscheidende Fortschritt für die Textilreinigung waren dann die zu Anfang unseres Jahrhunderts erfundenen nicht brennbaren Lösemittel und die gleichzeitige Konstruktion darauf abgestimmter Maschinen.
Auf dieser Basis vollzog sich Schritt für Schritt die Verbesserung der Reinigungsverfahren bis zur heute gebräuchlichen Technik des geschlossenen Systems, die optimale Reinigungsergebnisse garantiert, dabei aber die Kleidung und die Umwelt schont.